24.09.2024 – München
Nach der langen Fahrt im Nightliner von Magdeburg nach München starteten wir um 7 Uhr in den Tag. Heute standen uns einige Herausforderungen bevor: Die Laufwege waren deutlich länger, die Räumlichkeiten beschränkter und zugleich befindet sich das Oktoberfest direkt um die Ecke. Doch dank der herzlichen und großartigen Betreuung durch Jess sowie Evelyn vom Dr. von Haunerschen Kinderspital und der Koordination innerhalb unseres Teams konnten wir diese Hürden meistern.
Nach einem kurzen Frühstück und der Besprechung des Tagesablaufes ging es zunächst ans Ausladen des Trailers. Währenddessen bestand Josefines, Patrizias und meine Aufgabe darin, den Nightliner aufzuräumen, da wir während dieser Tour die Nightliner-Beauftragten sind. Hierbei sind wir verantwortlich für die Sauberkeit im Tourbus und gleichzeitig den Transport von ausreichend Nervennahrung sowie Getränke in den Aufenthaltsraum, die tagsüber für die Verpflegung der Künstler/innen und unseres Teams benötigt werden.
Nachdem wir aufgeräumt und die anderen aus unserem Team die Geschenktüten für die Kinder vorbereitet hatten, trafen auch schon die Künstler/innen RIA, Julia Kautz und Gregor Hägele ein, und wir aßen gemeinsam zu Mittag, bevor die Konzerte begannen. Acht Stationen sollten heute besucht werden, doch besonders prägten mich vor allem die Momente auf zwei internistischen Stationen. Insbesondere hat mich die Situation mit einer Familie sehr berührt, dessen Kind beatmet werden musste und daher nicht am Konzert teilnehmen konnte, sondern nur die Schwester und die Mutter. Da ich erst kürzlich Ähnliches im eigenen Umfeld erlebt habe, war es unglaublich bewegend, auf der einen Seite zu erahnen, was in der Mutter und der Schwester nun vorgehen muss und gleichzeitig zu sehen, wie dann die Mutter unter anderem bei Julia Kautz‘ Song „Flüssiger Sonnenschein“ die ein oder andere Träne vergoss und ihren Emotionen freien Lauf ließ. Gleichzeitig war es so schön mit anzusehen, wie die Schwester vor Freude strahlte, als die Musiker/innen zu spielen begannen und sie auch unglaublich viel Freude an den Handpuppen hatte – ein Augenblick, in dem alle Sorgen für einen Moment vergessen schienen.
Eine weitere ergreifende Situation erlebte ich auch auf meiner letzten Station. Dort traf ich auf Kinder, die teilweise kein Deutsch sprachen, und dennoch tanzten, lachten, strahlten sie voller Freude und tauten besonders in der Interaktion mit den Künstler/innen auf. Es war ein wundervoller Moment, der zeigte, dass Musik keine Worte braucht, um Herzen zu erreichen.
Wenn mich jemand fragen würde, warum ich bei den Kinderklinikkonzerten dabei bin, dann sind es genau diese unbeschreiblichen Momente, die man bei den Konzerten erlebt und mich sehr berühren. Es ist schwer, sie in Worte zu fassen, denn man wird mit einer Flut an Emotionen konfrontiert. Doch in diesen Augenblicken wird einem eines klar: Es spielt keine Rolle, wie alt man ist oder warum man im Krankenhaus ist. Es ist egal, welche Sprache man spricht oder woher man kommt – sobald die Musik erklingt, verschwinden all diese Unterschiede. Jeder ist einzigartig und wird genau so angenommen, wie er ist und darf während der Konzerte jede Emotion zulassen bzw. freien Lauf lassen.
Nach den Konzerten packten wir alles wieder zusammen und verluden es in den Trailer. Es war überwältigend, wie viele zusätzliche Helfer/innen uns dabei freiwillig zur Seite standen. Ihre Unterstützung war nicht nur beeindruckend, sondern auch entscheidend, um das Packen so viel schneller und effizienter zu gestalten, weil wir den Weg von der Klinik zum Trailer somit nur einmal laufen mussten.
Als der Trailer fertig beladen war, gab es noch ein gemeinsames Essen mit dem zusätzlichen freiwilligen Helfer/innen und Künstler/innen, während es für mich Zeit war, die Heimreise anzutreten. Auch wenn ich meine Züge verpasste und erst tief in der Nacht und bei Regen wieder zuhause ankam, war das für mich weder schlimm noch belastend. Im Gegenteil: Die vielen wunderbaren Momente des Tages begleiteten mich während der gesamten Rückfahrt. Ich fühlte mich einfach nur glücklich und dankbar für diesen Tag und es wurde mir bewusst: Es ist völlig in Ordnung, schlechte Tage und schwierige Situationen zu erleben, welche alles andere als schön sind. Niemand kann immer gute Laune haben, und es ist wichtig, Emotionen wie Traurigkeit zuzulassen. Doch vielleicht sollten wir uns unabhängig davon manchmal im Alltag auch fragen: Kann Regen nicht manchmal auch flüssiger Sonnenschein sein?
Eure
Theresa
Fotos: Julia Tiemann & Markus Haner
Video: Calvin Müller