09.10.2022 – Abreise & Tour Resümee
Ein letztes Mal Aufwachen in der Nightliner-Koje. Heute ist es nun wirklich so weit. Wir reisen ab und lassen die letzten zwei Wochen und elf Konzerte hinter uns. Noch in Brandenburg an der Havel im Bus übernachtet, geht es für uns in der Früh zurück zur Vereins- Homebase Magdeburg. Dort heißt es Abschied nehmen von all den Menschen, mit denen wir die letzten 14 Tage nicht nur unser Zuhause, sondern vor allem gemeinsame Zeit und Erinnerungen geteilt haben. Die gemeinsamen Erlebnisse schweißen einen so schnell zusammen, wie bisher nichts anderes, was ich erlebt habe. Wir haben ein Ziel verfolgt und haben es jetzt geschafft. Da kommt auch viel Erleichterung auf und man kann sich beim Abschied in den Armen liegen und den Stress der letzten Zeit gehen lassen.
Also fahren wir alle irgendwie wieder nach Hause, nach Leipzig, Bielefeld, Stuttgart, Hamburg, Berlin oder bleiben gleich in Magdeburg. Zurück in unseren Alltag, der gefühlt Monate entfernt schlummernd auf uns gewartet hat.
Zuhause angekommen, wurde ich persönlich erstmal lange in den Arm genommen und konnte mich fallen lassen und vor allem loslassen. Auch das muss man sagen, war für denke ich alle von uns wirklich wichtig. Zwei Wochen unermüdlicher Einsatz für die Kinder. Nun ein Durchatmen für uns. Auch diesen Rückhalt braucht so ein Ehrenamt im Privaten jedes Einzelnen. Ich habe am Sonntag nur noch geschlafen. Am nächsten Tag dann die ersten Treffen oder Telefonate mit der Familie und Freunden, wofür im Tour Alltag keine Zeit blieb.
Immer wieder die Frage: Und wie war es? Meine Antwort nach oft kurzzeitiger Sprachlosigkeit lautete oft: Puuh, das ist eine gute Frage! Durch den Austausch ergaben sich nun aber ein paar konkretere Antworten.
Diese Zeit war unbegreiflich. Wir haben an 11 Tagen auf ca. 7 Stationen pro Klinik an die 80 Mini- Konzerte erlebt (Genaue Statistiken werten wir noch aus und reichen sie nach 🙂 ). Dabei erlebten wir Glück, Freude, Trauer, Wut und sehr sehr viel Liebe und Dankbarkeit. Und wenn wir ehrlich sind, waren unsere Festplatten im Kopf schon nach drei Konzerttagen überladen. Das Tourleben wurde unser Alltag. Konzertorganisation, Interviews, Social Media Arbeit, Geschenktüten-Packen, das Nightlinerbett und unser Team. Und ehrlich es war (auch mal harte) Arbeit, was wir da gemacht haben. Und ich würde lügen, wenn es nicht mal nervig und ganz simpel anstrengend war, doch letztendlich einfach sehr erfüllend. Wir haben so viel gelacht und so viel zusammen geschafft. Wir haben hunderte strahlende Kinderaugen erlebt und uns selbst von schöner Musik bewegen lassen. Wir haben viele neue Musiker*innen in unsere kleine Familie aufgenommen und wurden von einem Schwall aus Liebe und Dankbarkeit durch die Zeit getragen. Natürlich bleiben noch viele kleine Geschichten zu erzählen, aber die heben wir uns noch ein bisschen auf, um mit euch in der nächsten Zeit in Erinnerungen zu schwelgen.
Es heißt also erstmal zuhause ankommen. Sich selbst fallen lassen und dann langsam trotz des einfallenden Alltags das Erlebte zu begreifen und dann auch irgendwann zu verarbeiten. Die Erlebnisse auf dieser Tour waren besonders, berührend und bewegend. Und noch so viel mehr, was mir noch schwer fällt in Worte zu fassen.
Aber es wurde wieder klar: Wir können etwas tun. Wir haben es in der Hand. Wir können Gesellschaft leben und verändern. Zu Anfang im Kleinen und dann immer größer. Wir haben mit unserem Verein noch nie so viele Kinder auf ein Mal erreicht. Das war immer das Ziel und hat uns vom ersten Mini-Konzert 2011 zu diesem wahnsinnigen Tourprojekt geführt.
Bei all den Krisen der Welt können wir auch nicht die Krisen jedes Einzelnen und die Krisen dieser Kinder in Form von Krankheiten aufhalten. Das liegt vielleicht nicht in unserer Hand. Aber wir können für einen Moment einen Raum schaffen, in dem Platz ist für alle Emotionen. Fürs Tanzen, Lachen, Singen, Weinen, Trauern, Aufatmen, Ruhen, Durchatmen, Krafttanken und Heilen. Und das ist einfach zu beschreiben. Das ist einfach: GUT. Das, was wir tun, kommt an und hat eine direkte Wirkung, die für uns so sehr erfüllend ist. Deswegen kann ich kommende Zeiten mit diesem Verein nicht erwarten. Ich hoffe, dass jeder die Chance hat einmal ähnlich sinnstiftende Dinge zu erleben.
Ohne jedes Eigenlob und Präsentationsbedürfnisse:
Kinderklinikkonzerte machen einfach Sinn. Sie sind gut. Für die Kinder, für die Eltern, für das Personal, für dich und für mich. Also bleibt nicht zu vergessen: Wenn es nicht gut ist, dann ist das nicht das Ende. Und wenn nichts Gutes auf uns zu kommt, dann machen wir selbst etwas, das einfach gut ist.
Eure Helen