Mittwoch, Halbzeit auf unserer Tour. Die müden Knochen kommen langsam nur schwer aus den Kojen. Alle erfahrenen Nightlinerfahrer sagten: „ab der 3. Nacht wird es besser.“ Und sie hatten Recht. Teilweise ausgeschlafen betraten wir das Christliche Kinderhospital Osnabrück. Mit offenen Mündern bestaunten wir unseren liebevoll vorbereiteten Aufenthaltsraum. Das haben wir nicht erwartet. Es wurde an Alles gedacht, es fehlte uns an Nichts. Man spürte, dass der Geschäftsführer Herr Richter mit vollem Einsatz an diesem Projekt teilnahm. Auch Frau Haunert war keine Mühe zu groß um das Team glücklich zu machen. Sogar der Statiker wurde vorher noch angerufen, ob die Decke über der Tiefgarage das Gewicht unseres Busses aushält. Denn darüber parkte unser fahrender Schlafplatz tagsüber. Nachdem wir unser tägliches Ritual vom Trailer entladen und frisch machen hinter uns gebracht hatten, begannen wir mit dem Packen der Geschenktüten. Gut eingespielt ist das am 3. Tag schnell erledigt. Die Stimmung an diesem Tag war gut, denn wir hatten einiges zu feiern. Nicht nur, dass wir die 1000 Follower-Grenze bei Instagram gesprengt hatten, nein, wir hatten auch einen kleinen Geburtstag. Unser 20. Konzert sollte in Osnabrück stattfinden. Das wurde mit Luftballons, Konfetti und einer köstlichen Torte gebührend gefeiert.
Allerdings gab es nicht nur fröhliche Neuigkeiten. Die Grippewelle hatte uns erreicht – so musste uns Marco leider verlassen. Nichtsdestotrotz war das Team voller Tatendrang und erwartete voller Vorfreude die Künstlerin für den heutigen Tag. Den Mittwoch in Osnabrück durften wir nämlich mit der wundervollen Antje Schomaker verbringen. Kaum den Raum betreten, hatte sie uns mit ihrer positiven Ausstrahlung bereits in ihren Bann gezogen. Nach einem gemütlichen Kennenlern-Snack mit ihr und ihrem super entspannten Begleiter Jonatan, startete unser 1. Konzert an diesem Tag. Insgesamt sollten 6 Stationen besucht werden. Für Antje kein Problem. Sie war so voller Energie, sie hätte vermutlich auch auf 20 Stationen gespielt.
Ihre gute Laune war so ansteckend, dass auch wir unsere Müdigkeit für einen Moment vergaßen und einfach auf dieser Welle mitschwammen. Wir konnten gar nicht anders. So ging es nicht nur uns, sondern Jedem, der ihr begegnete. Wenn sie den Raum betrat, füllte sie diesen mit Wärme und es kam eine ganz besondere Stimmung auf. Schon nach dem ersten Ton waren alle verzaubert. Diese unglaubliche Ruhe, die sie ausstrahlte, übertrug sich in Sekundenschnelle auf die kleinen Zuhörer. Das machte sich vor allem in einem ganz besonderen Moment bemerkbar. Am Krankenbett eines schwerkranken Jungen, sang sie nur für ihn und verursachte damit nicht nur bei der betreuenden Schwester Gänsehaut. Auch er reagierte auf die Klänge ihrer Stimme. Die Schwester erzählte uns danach, dass sie ihm die Freude im Gesicht ansah. Ein sehr bewegender Augenblick. Auch an Antje selbst gingen solche Begegnungen nicht spurlos vorbei. Aber sie hatte sich einfach vorgenommen, die Kleinen nicht wie Patienten zu behandeln.
Bei ihren Konzerten waren ihre kleinen Zuhörer kaum zu halten. Sie tanzten herum und genossen ihre kurze Auszeit. Völlig unbeschwert und zufrieden. Für den Moment. Antje erfüllte alle Fotowünsche der Kids und plauschte fröhlich mit Jedem, der Lust darauf hatte. Auch der Wartebereich der Notaufnahme verwandelte sich kurzerhand in eine Konzerthalle. Nur mit ihrer Gitarre stand sie da und entführte alle Wartenden in eine andere Welt. Sie animierte Jeden zum Singen, sodass ein großer Chor aus Kindern, Eltern und Schwestern ihren Song “Aller guten Dinge” schmetterte. Dieser Ohrwurm blieb uns noch den ganzen Tag. Die anschließend verteilten Geschenktüten ließen die Kleinen dann endgültig den Grund ihres Krankenhausaufenthaltes vergessen.
Antje selbst war so begeistert von der Atmosphäre, dass sie gar nicht mehr aufhören wollte. Das Erlebte mussten wir alle dann erstmal verarbeiten. In einer gemütlichen Runde ließen wir den Tag beim Abendessen Revue passieren. Die Geschäftsführung des Kinderhospitals war sehr ergriffen von dem, was da heute in seinem Krankenhaus passiert war. Er war begeistert von der Arbeit des Vereins und überraschte uns mit einem Geschenkkorb als Dankeschön. Wir waren uns alle einig, dass es ein besonderer Tag war und einfach alles gepasst hat. Als wir den schönsten Moment des Tages für unsere „Momentebox“ auf Papier bringen sollten, fiel es uns sichtlich schwer, sich für einen zu entscheiden. Der Tag insgesamt war einfach perfekt.
Nachdem das restliche Catering auf den Stationen verteilt war, alle Kartons und Koffer wieder sicher im Trailer verstaut waren, schlüpften wir in unsere Schlafanzüge und machten uns mit unserem rollenden Hotelzimmer auf den Weg in´s nächste Abenteuer. Am Ende des Tages mussten wir dann feststellen: uns hat der Tourkoller erwischt. Kaum ein gerades Wort wollte noch über unsere Lippen. Aber wenn wir auf die Impressionen des Tages zurückblicken, hat es sich gelohnt. Mit einer gekühlten Weinschorle und der CD von Antje in der Playstation ließen wir den Abend ausklingen. Singend, mit einem zugeklebten Kühlschrank und viel Vorfreude im Gepäck ging es dann Richtung Brandenburg. Mir platzt das Herz vor Freude, dass alles miterleben zu dürfen.
Eure Nina
#AllergutenDingesindwir
Bewegende Bilder zu unserem Kinderklinikkonzert:
Video: Calvin Müller