Unser 19. Kinderklinikkonzert führte uns ins UMM (Universitätsmedizin Mannheim). Nachdem der erste Tag unserer Tour in Garmisch-Partenkirchen bereits so ergreifend war, freuten wir uns nun umso mehr auf den zweiten Tag unserer ersten Nightliner-Tour. Das Schunkeln des Busses in der Nacht wurde durch eine abendliche Ration Vomex® auch angenehmer, sodass wir fast ausgeschlafen um 7 Uhr in den Tag starten konnten. In Mannheim angekommen, wurden wir herzlich von der Mitarbeiterin des Klinikums Michaela Kansy und Julia Heffner vom “Elternkreis Frühgeborene und kranke Neugeborene Mannheim e.V.” in Empfang genommen.
Nachdem wir die Geschenktüten für die Kinder gepackt hatten, schnappten wir uns unsere Handpuppen und machten uns auf den Weg zu den Stationen. An diesem Tag begleitete uns die wundervolle Lotte. Durch ihre lockere und positive Art schaffte sie es vom ersten Moment an, die Kinder emotional abzuholen und für sich zu begeistern. Wie die große Schwester, die gerade zu Besuch ist, traf sie die Kinder auf Augenhöhe. Sie schaffte es, dass sich die kleinen Patienten öffneten, von ihrer eigenen Leidenschaft zur Musik berichteten und ihre eigene Erkrankung für einen kurzen Moment vergessen konnten. Als sie dann begann, auf ihrer Gitarre zu spielen und die ersten Zeilen zu singen, zog sie alle in ihren Bann. Die jüngeren Patienten fingen an zu strahlen und sich unbekümmert zur Musik zu bewegen. Die älteren Kinder lauschten ganz aufmerksam und konnten sich mit den Texten identifizieren, weil sie vielleicht selbst schon verliebt waren und die gleichen Gefühle gespürt haben. Lotte sagte während eines Konzertes selbst von sich, dass sie ein sehr emotionaler Mensch ist, der ganz viel fühlt. Genau das war es, was die Konzerte so besonders machte. Diese Stimmung übertrug sich auch auf die Patienten. So begann ein kleiner Junge, der selbst gerade erst das Laufen gelernt hatte, mitten vor Lotte zu tanzen, zu klatschen und alle anderen Patienten mit dieser guten Laune anzustecken. Ganz unbefangen ging er zu einer kleinen Mitpatientin und zog sie zu sich auf die „Tanzfläche“, die er gerade eröffnet hatte. Von dieser Unbefangenheit können wir als Erwachsene nur lernen. Kinder denken nicht darüber nach, was andere von ihnen halten könnten, sondern genießen einfach den Moment und machen das, was ihr Bauchgefühl ihnen sagt. Diese Leichtigkeit war so ansteckend, dass jeder in diesem Raum ein Lächeln im Gesicht hatte. Und für genau diese Momente machen wir die Konzerte. Sie machen all die stressigen Phasen der Vorbereitungszeit vergessen und sind der beste Lohn für unsere Arbeit.
Neben den Stationskonzerten besuchten wir auch einige Patienten direkt am Krankenbett, die nicht aufstehen durften. Denn auch sie sollten Lotte natürlich nicht verpassen. So besuchten wir unter anderem einen dreijährigen Jungen, dem man deutlich anmerkte, dass es ihm nicht gut ging. Er wirkte sehr unruhig und weinerlich. Doch in dem Moment, als Lotte die Saiten ihrer Gitarre anschlug, passierte etwas mit ihm. Er wurde sofort ruhiger und sichtlich entspannter. Er hörte ganz aufmerksam zu und schien seine Schmerzen für den Moment komplett zu vergessen. Besser kann man nicht erleben, welche enorme Wirkung Musik auf Patienten hat. Sie bietet Momente der Ablenkung, lässt Schmerzen vergessen, spendet Trost, gibt aber auch Raum, Traurigkeit zuzulassen. Wir haben auf der Tour das Ritual eingeführt, dass jeder aus dem Team am Abend nach den Konzerten seinen persönlichen Glücksmoment auf einen Zettel schreibt, welcher dann in einer gemeinsamen Glücksmomente-Box gesammelt wird. Das war für mich definitiv mein Glücksmoment des Tages.
Wir durften an diesem Tag insgesamt 4 Stationen besuchen und dadurch so viele Kinder erreichen. Ich bin immer wieder dankbar dafür, ein Teil dieses Teams sein zu dürfen.
„Gib mir Flügel, halt mich fest.
Schubs mich raus aus deinem Nest.
Es gibt keinen Grund zu zweifeln.
Schau ich land´ auf beiden Beinen.“
Eure Josi
Bewegende Bilder zu unserem Kinderklinikkonzert:
Video: Calvin Müller