11.04.2024 – Dortmund
Nach mittlerweile knapp 600 Fahrkilometern kamen wir am dritten Tag im Westfälischen Kinderzentrum in Dortmund an. Die Aufregung war schon seit dem Vortag spürbar, denn diesmal sollte uns ein wirklich großes Klinikum erwartet, was bedeutete, dass wir auch längere Wege als die letzten Tage zurückzulegen haben würden. Und so begann auch unser Tag bereits 6.45Uhr mit der ersten Begehung unserer Räumlichkeiten. Diesmal würden wir eine komplette stillgelegte Station für uns haben, d.h. ordentlich Platz für Geschenke, Essen und Teamliebe. Nach und nach trudelte nun auch der Rest des Teams ein, diesmal allerdings, anders als die letzten Tage, ohne Koffer. Kein Problem, denn wenn man eines ganz schnell auf einer solchen Tour lernt, dann das man eigentlich nur ganz wenig braucht. Zwischenzeitlich traf unser regionaler Catering- Service mit ordentlich Leckereien zur ersten Stärkung des Tages ein. Als Catering-Team war es unsere Aufgabe dies zu koordinieren, das Buffett aufzubauen, die Tische schon mal mit Getränken zu bestücken und vor allem auch Eckdaten zu klären wie: Gibt es die Möglichkeit, das Essen zwischen den Mahlzeiten zu kühlen? Wo sammeln wir das dreckige Geschirr? Wer ist unser Ansprechpartner, wenn wir noch etwas benötigen? Das gemeinsame Frühstück ist immer ein schöner Tagesstart und nach dem ersten Kaffee arbeitet es sich doch gleich doppelt so gut. Und so konnte dann auch als nächstes unsere Geschenktütenpackstation eröffnet werden und es landeten wieder einmal Broschüren, Bücher und Malbücher, Kuscheltiere und Spielzeuge, Sticker und Becher in den Tüten. Zu unserer großen Freude ließ es sich auch Borussia Dortmund diesmal nicht nehmen uns zu unterstützen und so durften auch zwei riesige Kartons voller Kissen und Schals ausgepackt werden und auf ihre kleinen neuen Besitzer warten. Da es das Wetter, wie schon an den letzten Tagen, wirklich gut mit uns meinte, konnten wir auch den großzügigen Balkon vor den Räumen nutzen und die frische Luft brachte zusätzlich Energie. Auch unsere Künstler trudelten nun ein und nach einer herzlichen Begrüßung nahmen Sebastian Wurth, Esther Graf, sowie Sophia und ihr Gitarrist Lenny schließlich zwischen uns Platz und das Mittagessen wurde zur Ruhe vor dem Sturm. Langsam schnellte der Puls bei uns allen ordentlich nach oben, denn nach dem anschließend traditionellen Teamfoto mit Künstlern und Klinikmitarbeitern, machte sich der erste Teil unserer grünen Glücksfeen und -elfen auf den Weg Richtung Stationen. Der erste Moment, wenn man eine neue Station betritt, ist schon immer etwas magisch. Man kann niemals wissen, was einen wirklich erwartet und in der Regel geht das ja nicht nur uns so, sondern eben auch den kleinen und großen Patienten und dem Personal, das uns auf jeder Station dieses Tages wirklich lieb in Empfang nahm. Während nach und nach die Zimmertüren geöffnet wurden, und neugierige Menschen auf den Flur strömten, wurde auch ein Krankenbett auf den Flur geschoben. Darin strahlte uns ein kleines Würmchen an, so voller Liebe, dass unsere Herzen sofort erfüllt wurden. Gemeinsam mit meinem besten Handpuppenfreund Schnurzpiepe, einer kleinen Comic-Ratte, tastete ich mich langsam etwas vor und begrüßte die neugieren Gesichter. Dann kamen endlich unsere Künstler und tanzten während ihrer Songs über den gesamten Flur. Diese Energie, diese Positivität, dieses Verständnis, diese Nahbarkeit entlockte selbst den schüchternsten Zuhörern ein Lächeln. Und dieses Lächeln wurde natürlich bei der anschließenden Übergabe der Geschenke nicht kleiner. Kein Geräusch der Welt ist schöner als ein lautes Kinderlachen, das durch den Raum hallt.
Auf der nächsten Station wurde es dann sogar international. Und so sangen wir russische Volkslieder, französische Popsongs und sogar mit ein paar Brocken Arabisch konnte ich kurz glänzen. Dort lernte ich auch die 14jährige Giuliana kennen. Ein wahnsinnig großartiges, starkes Mädchen, die mich von der ersten Sekunde an so sehr beeindruckte. Sie erzählte mir wie gern sie Fußball spielte, und dass sie als Italienerin natürlich italienisches Essen liebte. Irgendwann wollte sie mal Fußballprofi oder Ärztin werden. Mit einem Lächeln verfolgte sie dann die ersten Songs unserer Künstler, suchte dabei immer wieder meinen Blick. Dann sang Sophie ihren Song „Schmetterling“ und auf einmal brach alles aus ihr heraus. Erst schluchzte sie in den Armen ihrer Oma und fiel dann mir in die Arme. Ein perfektes Beispiel für die besondere Magie der Musik. Diese unsichtbaren Schulterklopfer, die einem das Gefühl geben, verstanden zu werden, die genau die Worte, die das Herz zwar fühlt, aber der Mund sich nicht traut auszusprechen. Bei unserer herzlichen Verabschiedung machten wir noch ein Foto zusammen und ich muss wohl gestehen, diese kleine Kämpferin wird mir noch sehr lange in Kopf und Herz bleiben. Auf der Onkologie habe ich dieses bedrückende Gefühl auf der Brust, wenn man die Stationen betritt, jedes Mal noch mehr als sonst schon. Und was soll ich sagen, jedes Mal komme ich schlauer und erfüllt von einer Positivität, die man niemals in solcher Form für möglich halten würde, wieder heraus. Die 3jährige Blanka und ihr Mama haben mich vollkommen verzaubert. Das kleine Mädchen hatte sich wohl Hals über Kopf in Schnurzpiepe verliebt und so veranstalteten wir zu den wunderschönen Songs unserer Künstler einfach spontan ein kleine Tanzparty in ihrem Rollstuhl. Zu sehen, wie glücklich ihr kleines Mädchen ist, erfüllte auch ihre Mama mit so viel Glück und genau das sind die Momente, in denen man so viel Dankbarkeit spürt, in denen eben auch ich dankbar bin, dafür Teil des Ganzen sein zu dürfen, beteiligt zu sein, wenn Herzen wieder, wenn auch nur für einen kurzen Moment, etwas leichter sind. Auch die kleine Hannah hatte Schnurzpiepe ins Herz geschlossen und ich glaube unsere Künstler würden mir da Recht geben, wenn man von einem herzlichen Kinderlachen unterbrochen wird, ist alles für diese Sekunde perfekt.
Vollgepackt mit unendlich vielen Emotionen ging es irgendwann zurück zu unserem Tageszuhause. Geschenke mussten wieder verstaut werden und die Kisten abfahrtfertig gepackt. Diese Zeit nutzen wir im Catering-Team das Abendessen vorzubereiten. Dann wurden unsere Kisten gemeinsam vor die Tür gebracht und in einen LKW des Klinikums geladen, der alles wieder zurück zu unserem Bus brachte. Ich bin so unendlich dankbar für diesen Tag und für jede Sekunde, die ich heute erleben durfte. Mein Herz ist voller Liebe und ich habe so viel über das Leben, persönliche Stärke und Selbstliebe lernen dürfen. Von Herzen Danke. Eure Antje.
Fotos: Markus Haner
Video: Calvin Müller