Benoby, Benne und Florian Künstler in der Rehaklinik Katharinenhöhe in Schönwald im Schwarzwald

06.10.2022 – Rehaklinik Katharinenhöhe in Schönwald im Schwarzwald

Ein Hase huscht von links nach rechts über den Weg vor uns. Aufgeschreckt von unseren Busscheinwerfern sucht er das Weite. Mitten in der Nacht schiebt sich unser Nightliner die kurvige Straße zur Rehaklinik Katharinenhöhe in Schönwald im Schwarzwald hoch. Normalerweise erlebt nur unser Busfahrer diese ruhigen Anfahrtsmomente an die Kliniken, da wir anderen währenddessen in unseren Kojen schlummern, aber heute Nacht habe ich mir den Platz neben ihm gesichert und genieße den Augenblick. Auf den ersten Blick könnte man das gesamte Gelände für eine gemütliche Ferienanlage halten, die eine hier-fühlt-man-sich-wohl-Atmosphäre ausstrahlt.

4 Stunden später weicht diese Ruhe langsam dem rollenden Geräusch unserer Flightcases, dem geschäftigen Tragen von Geschenktüten und den ersten erwachenden Kinderstimmen um uns herum. Bei unserer täglichen Routine kommen wir zwischen Bus und Aufenthaltsraum vorbei an einem Kletterpark, einem Platz zum Bogenschießen und einem Schwimmbad. Hier gibt es so vieles zu entdecken! Ein wirklich toller Ort zur Erholung und zum Kraft-Tanken bei langen, schweren Krankheiten. Hier können nicht nur die betroffenen Kinder mal durchatmen, sondern auch ihre Eltern und Geschwister.

Auch wir atmen bei einem ruhigen Frühstück kurz durch und dürfen anschließend Florian Künstler und Benne wieder in unserer Mitte begrüßen. Es ist so schön, dass die beiden uns noch einen weiteren Tag begleiten! Die Freude ist nicht nur uns, sondern auch den beiden ins Gesicht geschrieben. Statt einer ausführlichen Begrüßung werden die beiden von uns direkt zu einem kleinen Bowlingduell herausgefordert, da sich zwei Bahnen direkt in unserem Aufenthaltsraum (der wie ein amerikanisches 50er-Jahre Diner eingerichtet ist) befinden. Benne und Flo schlagen sich gut, auch wenn sich die ein oder andere Kugel mal in die Rinne verirrt. Mitten in dieses bunte Treiben mischt sich plötzlich noch ein Männerlachen: Benoby stürmt den Raum und als er die Bowlingbahn sieht, greift er sofort zur Kugel und steigt mit in das Turnier ein. Diese ausgelassene Stimmung ist nur der Beginn eines wundervollen Tages, der uns am Ende alle zu Tränen rührt!

Die ausgelassene Stimmung nehmen wir direkt mit aufs Teamfoto und in die ersten Stationen. Die kleinen Knirpse, die sich hier in der „Räuberhöhle“ und dem „Flohzirkus“ rumtreiben, schauen erstmal unsere Handpuppen mit großen Augen an und lassen ihre Finger nach und nach in den aufklappbaren Mündern von Pinguin, Kuh, Katze und Co mit einem großen Lachen verschwinden. Das Eis ist gebrochen und als Florian anfängt, ein Lied aus dem Dschungelbuch zu singen, bebt die Hütte: die Kids tanzen quer durch den Raum, Benoby bewegt sich geschickt als Affe durch den Kinder-Dschungel und die Eltern staunen über das Bewegungsgeschick ihrer Kleinen. Da alle völlig durchgeschwitzt sind vom wilden Affentanz, gönnt Benne mit einem seiner Lieder jedem im Raum einen Moment der Ruhe. Seliges Lächeln breitet sich aus und bleibt während der nächsten Lieder der drei konstant in allen Gesichtern…

Neben den ganz Kleinen bekommen auch die großen Teens ihren ganz privaten Konzertmoment: Gemeinsam betreten Benne und Benoby mit ihren Gitarren das Rondell der Jugendarena. Man spürt sofort, dass dieses Stationskonzert anders wird: intensiver, persönlicher, emotionaler. Bereits beim ersten Song stehen einigen Teens Tränen in den Augen. Sie fühlen sich verstanden und mitgenommen. Als beide Künstler dann noch zwischen ihren Liedern ganz persönliche Geschichten über Krankheiten im eigenen Familien- und Freundeskreis erzählen, brechen nach und nach die Dämme. Gebündelt durch die Musik, schlängelt sich ein unsichtbares Band durch den Raum, welches uns alle verbindet und berührt. Am Ende kullert auch bei mir eine Träne und ich kann nicht mal genau sagen, was da eigentlich passiert. Auch Benne und Benoby merken, in welchem emotionalen Status alle sind und beenden mit einem herzlichen Lächeln und vielen Erinnerungsfotos das kleine Konzert und laden alle noch auf eine Zugabe in die Sporthalle ein.

In der großen Halle kommen noch mal alle Kids mit ihren Eltern zusammen, die wir an diesem Tag bereits getroffen haben. Sie reihen sich auf einer Seite auf und bitten uns als Team, gemeinsam mit den Künstlern, in der Mitte auf bunten Matten Platz zu nehmen. Wir schauen erstaunt und folgen ihrem Aufruf. Als alle sitzen, bedankt sich die Klinikleitung bei uns dafür, dass wir da sind und diese wunderschöne musikalische Überraschung zu ihnen gebracht haben. Doch damit nicht genug: extra für uns haben sie ein Lied einstudiert, welches sie uns nun voller Stolz präsentieren. Die linke Seite beginnt, mit den Händen in einem bestimmten Rhythmus zu klatschen, dann steigen die Eltern aus der Mitte ein, indem sie auf ihren Oberschenkeln trommeln und anschließend stimmen alle auf der rechten Seite mit einem weiteren Klatsch-Rhythmus ein. Zusätzlich singen die Kleinsten „Schön, dass ihr da seid“. Unser gesamtes Team ist tief bewegt und unglaublich dankbar. So etwas Besonderes haben wir noch nie erlebt! Wir bedanken uns mit tosendem Applaus und können die Freudentränen nicht mehr zurückhalten. Und dann folgt ein weiterer unglaublicher Moment: Ein Teenager, der beim früheren Stationskonzert noch im Rollstuhl saß und sich total schüchtern tief in seine Lehne gedrückt hatte, kommt nun auf uns zu und händigt jedem von uns eine Medaille mit einem „#1-Dankeschön“ aus. Dieses Dankeschön haben die Patienten im Vorfeld für uns selbst gebastelt.

Wir waren hier, um musikalische Geschenke zu verteilen und haben am Ende so viel mehr zurückbekommen. Vielen Dank liebes Schönwald für dieses emotionales Erlebnis! Ihr werdet uns für immer im Gedächtnis bleiben.

Eure Mandy

Fotos: Markus Weise