Nach einer langen Busfahrt von Erlangen nach Berlin klingeln um kurz vor 7 Uhr die ersten Wecker. Doch schnell müssen wir feststellen, dass der Bus immer noch wackelt und wir noch am Fahren sind. So treffen sich einige Teammitglieder in der Frontlounge des Busses und beobachten von dort aus den Sonnenaufgang. Währenddessen versucht unser Busfahrer, einen Weg durch die vielen Straßensperrungen und Hindernisse durch zu niedrige Brücken zu finden. Knappe 1,5 Stunden später, kommen wir um kurz nach 8 Uhr am Helios Klinikum Berlin-Buch an und werden dort schon mit großen Hinweis-Schildern am Nightliner-Parkplatz begrüßt. Nach einem kurzen Frühstück beginnen wir schnell mit dem Ausladen und unseren Tagesaufgaben, um die fehlende Zeit aufzuholen. Dadurch verschiebt sich zwar der gesamte Zeitplan etwas nach hinten, aber da mittlerweile das ganze Team aufeinander eingestimmt ist, lassen wir uns davon nicht aus der Ruhe bringen. Trotzdem gibt es heute viel zu tun, weil wir in dieser Klinik mit rund 180 Kindern wahnsinnig viele Geschenktüten verteilen werden, welche zuvor noch sorgfältig gepackt werden.
Auch heute haben wir wieder tatkräftige Unterstützung durch Tagesgäste. Mit dabei war unter anderem Lina von der Firma Berlin Rock Coaches, welche auch in diesem Jahr wieder dafür gesorgt hat, dass wir den wunderschönen Tourbus für diese Woche unser Zuhause nennen dürfen. Außerdem ist heute Claudi von der Toni Kroos Stifung zu Gast, wir haben Unterstützung unserer Grafikerinnen Lydia und Vivi und die Sparda-Bank Berlin überreicht uns einen großartigen Spendenscheck.
Der Vormittag geht wieder super schnell vorbei und nach einem gemeinsamen Mittagessen geht es endlich wieder auf die Stationen. Der Konzertnachmittag kann beginnen. Direkt auf der ersten Station erwartet uns ein großer Theaterraum mit vielen aufgeregten Gesichtern aus allen denkbaren Altersklassen. Schon bevor wir den Raum betreten hören wir die gute Stimmung, die uns aus dem Raum entgegenschallt. Vor allem die zunächst skeptischen Jugendlichen sind total begeistert und überrascht, als sie erkennen, wer heute für sie spielen wird. Leony und Kelvin Jones schaffen es mit ihren bekannten Songs, jeden mitzureißen und zum Mitsingen und Mitklatschen zu animieren. Weiter geht es mit unseren Konzerten auf der Onkologie und dann auf der Neurologie. Dort sitze ich neben einem kleinen Jungen und einem Mädchen, die beide kaum Deutsch sprechen und zunächst sehr schüchtern und zurückhaltend sind. Meine Eisbärhandpuppe Knut wird erst skeptisch aus der Ferne begutachtet, dann kann ich zugucken, wie Stück für Stück immer mehr Kontakt aufgenommen wird, bis Knut schließlich komplett eingenommen wird und die Stimmung ziemlich ausgelassen ist. Als Leony und Kelvin dann anfangen, ihre Songs zu spielen, hüpft das eigentlich schüchterne Mädchen munter zur Musik auf und ab und sammelt immer mehr Handpuppen ein, um mit ihnen zu tanzen. Dieser Moment hat mir wieder einmal gezeigt, wie wichtig unsere Handpuppen sind, um das Eis zu brechen und wie man durch Musik jeden unabhängig von Alter und Muttersprache erreichen kann.
Insgesamt spielen wir heute auf 8 Stationen. Jedes einzelne Konzert ist einzigartig kaum miteinander vergleichbar. Ein für mich weiterer sehr magischer Kinderklinikkonzertmoment findet auf der Kinderchirurgie statt. Als wir dort ankommen, wird uns zunächst vom Personal angekündigt, dass es ein recht kleines Konzert werden wird, weil viele Kinder vor dem Wochenende nachhause gehen durften. Wir versammeln uns auf dem Flur, der zu einem Innenhof zeigt und Stück für Stück füllt sich der Raum mit immer mehr Kindern und ihren Eltern. Schon als wir heute Morgen die Klinik betraten, wurden wir im Foyer von einem riesigen Storch begrüßt, der uns zeigte, dass heute Morgen der kleine Gustav geboren wurde. Auf dieser Station dürfen wir nun genau diesen Gustav kennenlernen. Die strahlenden Eltern und der stolze große Bruder Anton erleben nun direkt ein weiteres Highlight an diesem sowieso schon besonderen Tag. Natürlich darf da auch kein Foto mit den beiden Künstlern und dem Nachwuchs fehlen. Während Leony und Kelvin in dieser großartigen Akustik des Innenhofes singen, tauchen auf den anderen Fluren, Stationen und Stockwerken, die ebenfalls zum Innenhof zeigen, immer mehr Menschen auf, die sich durch die Klänge anlocken lassen haben. Als Kelvin dann beginnt den Song „Hallelujah“ zu singen und der Innenhof von allen Seiten beginnt mitzusingen, ist der magische Moment komplett und die gesamten Emotionen der letzten Tage kommen hoch und mir wird wieder einmal klar, wie wichtig und besonders die Kinderklinikkonzerte sind, um diese ganz besondere Stimmung an einen Ort zu bringen, der sonst eher mit negativen Emotionen belastet ist. Jeder hat so nach einem Konzerttag seine ganz eigenen Glücksmomente erlebt und die Konzerte aus den unterschiedlichsten Perspektiven beobachtet, unterschiedliche Menschen kennengelernt und Geschichten gehört.
Heute begegnen uns in der Klinik ausschließlich vorfreudige, liebe und unterstützende Mitarbeiter und obwohl die Laufwege heute sehr lang sind, ist alles fantastisch ausgeschildert. Danke liebes Helios-Klinikum Berlin-Buch für eure Unterstützung, und dass wir bei euch zu Gast sein durften!
Eure Yvonne
Fotos: Sarah Kaiser