Es war noch gar nicht all zu lang her, dass wir unser letztes Kinderklinikkonzert in Magdeburg bestritten. Gute vier Monate nachdem wir mit „Tonbandgerät“ ein wundervolles Nikolauskonzert erleben durften, fanden wir uns nun am Morgen des 17.04.2019 vereint in unserem schon sehr vertrauten Hangar des Rettungshubschraubers wieder. Für uns begann der Konzerttag bereits um 07:30 Uhr, denn es gab wie immer einiges zu tun. Der Großteil der Vereinsarbeit passiert dabei hinter den Kulissen. Abgesehen von der monatelangen Vorarbeit und Organisation müssen auch rund um das eigentliche Konzerterlebnis herum einige Dinge bedacht und vorbereitet werden. Ein wichtiger Aspekt, der einen hohen Stellenwert besitzt, ist die Sicherheit jedes einzelnen Konzertbesuchers. Somit begann unser Tag auch mit einer Teambesprechung, um neben dem Tagesablauf auch das ausgeklügelte Sicherheitskonzept zu besprechen. So gab es unter anderem einen gut durchdachten Aufbau des Besucherbereiches, welcher auch einen separaten Bereich für die Rollstuhlfahrer einbezog. Wir besprachen außerdem, was wir zu tun hätten, falls es mal einem Kind nicht so gut gehen würde. Denn auch das kann bei einem Konzert einmal passieren. Immerhin richten sich unsere Konzerte an die Patienten auf den Kinderstationen, welche zum Teil chronische Erkrankungen haben. Wir haben das Glück, in unserem Verein gleich mehrere Mitglieder und Unterstützer zu haben, welche im medizinischen Bereich arbeiten. Auch ein Notfallrucksack ist immer mit Vorort, so dass wir den kleinen Konzertbesuchern stets erste Hilfe leisten können.
Nach der Teambesprechung ging es dann an die Vorbereitung des Hangars. Nachdem der Bühnenaufbau durch Mekka-Events erfolgt war, kümmerten sich CO-OP-Events um die Technik. Denn ganz ohne geht es in einer Halle wie dem Hubschrauberhangar leider nicht. Als das Grundgerüst stand, machte sich unser Team daran, den Hangar für die kleinen Patienten etwas aufzuhübschen und kindgerecht zu gestalten. Dabei halfen wieder unsere bewehrten aufblasbaren Zoo-Tiere und Konfetti-Luftballons. Auch der Sachspendenbereich musste nun aufgebaut werden. Dank vieler lieber Firmen konnten wir die Geschenktüten auch in diesem Jahr reichlich bestücken und jedem Kind entsprechend seiner Altersgruppe eine Freude bereiten. Nach und nach wurde aus der grauen Halle ein kunterbunter Konzertsaal. Als kleine Besonderheit begleitete uns bei diesem Konzert ein Team vom Sat.1-Frühstücksfernsehen, um unsere Arbeit vor und hinter den Kulissen festzuhalten.
Gegen 13 Uhr traf dann die Band ein. Nachdem er es uns bei der Gala zur Goldenen Bild der Frau im November 2018 ja bereits auf der Bühne versprochen hatte, spielte Johannes Oerding das diesjährige Kinderklinikkonzert in Magdeburg. Während drinnen die letzten Vorbereitungen auf Hochtouren liefen, versammelten sich draußen schon die ersten Kinder. Einige reisten extra für das Konzert an, wie zum Beispiel das Kinderhospiz, der Verein schwerstkranker Kinder und ihrer Eltern und einige Kinder der ambulanten Kinderpflege. Andere holten wir direkt von der Kinderstation des Klinikums Magdeburg ab. Allen Kindern war eines gemein, die Aufregung und Vorfreude in den Gesichtern. Gespannt warteten sie auf den Einlass und rätselten, welcher Musiker wohl diesmal das Konzert spielen würde.
Gegen 14:30 Uhr öffneten sich die Tore und die Kinder durften sich im Hangar versammeln. Gespannt schauten sie in Richtung Bühne, als 15 Uhr das Konzert eingeläutet wurde. Nach einleitenden Worten durch den extra angereisten Vorstand der DRF Luftrettung Dr. Peter Huber sowie Grit Zwernemann, die Pflegedirektorin aus dem Klinikum Magdeburg, folgte eine rührende Anmoderation durch Nicole und Nadja. Und dann war es soweit – Johannes Oerding betrat die Bühne. Die jubelnden Kinder erwiesen ihm einen tollen Empfang. Durch seine lockere und entspannte Art schaffte er es, die Kinder vom ersten Augenblick an zu verzaubern. Er erzeugte ein Gefühl der Nähe und holte die Kinder genau dort ab, wo sie sich emotional gerade befanden. Die Kids freuten sich so sehr, Songs wiederzuerkennen, die sie aus dem Radio kannten und sangen diese lauthals mit.
Zeilen wie „Alles brennt, alles geht in Flammen auf. Alles was bleibt, sind Asche und Rauch. Doch zwischen schwarzen Wolken seh’ ich ein kleines bisschen grau. Ich halt’ die Luft an, lauf’ über die Glut. Alles wird gut.“ oder „Wir haben viel erlebt, ‘ne Geschichte die uns ewig bleibt. Und haben viel gesehen, dass es gut für hundert Leben reicht. Ohne unser Gestern würd’ ich mich heut’ nicht so auf morgen freuen. Ist es nicht das, was zählt, eine Zeit, die gut für hundert Leben reicht, die gut für hundert Leben reicht. “ erfüllten den gesamten Raum. Die Stimmung war so schön, dass die Kinder das bei dem gleichnamigen Song nur so heraus brüllten.
Es war ein wundervolles Gefühl, die kleinen Patienten so losgelöst zu sehen. Für einen Moment zählte nur die Musik, in der sie voll und ganz aufgingen und sich sogleich fallen lassen konnten.
Den Moment des Fallenlassens spürte ich ganz besonders bei dem Lied „Engel“. Schon als Johannes Oerding im letzten Jahr die Laudatio bei der Gala zur Goldenen Bild der Frau für uns hielt, spielte er diesen Song. Doch bei dem Kinderklinikkonzert gewann er noch so viel mehr an Bedeutung.
„Ich bin schon so oft gefallen, weil ich kein Licht gesehen hab. Ich bin schon so oft gestolpert, weil ein Stein im Wege lag. Doch irgendwie ist nie was Schlimmeres geschehen. Bin auf den Füßen gelandet, konnt’ immer weiter geh’n. Denn dass da ein Engel ist, hab’ ich sofort gewusst. Hat seine Flügel gut versteckt, damit die Welt ihn nicht entdeckt. Denn dass da ein Engel ist, war mir von Anfang an so klar. Denn wann immer ich einen brauchte, war er da.“
Während Johannes die Zeilen sang, schaute ich in die Gesichter der Kinder und Familien. Ich spürte, dass viele von ihnen schon einen langen Weg beschritten hatten, auf dem sie Hindernisse überwinden und schmerzliche Situationen durchstehen mussten. Einige sahen sich ermutigend an, andere lagen sich weinend in den Armen. Und auch mir trieb es die Tränen in die Augen. Denn ich wünschte jedem in diesem Raum seinen ganz persönlichen Engel, der ihn vor Schmerzen und Leid beschützt. Doch leider gibt es im Leben auch die schwierigen Zeiten, in denen man das Gefühl hat, alles würde über einem zusammenbrechen und man sieht keine Hoffnung mehr. Aber in diesen Zeiten zählen die Menschen, die den Weg mit uns beschreiten: Ob es der große Bruder ist, der einen am Frühstückstisch mit einem Witz aufheitert, die Mutter, die den Schmerz mit einem Streicheln wegzaubert oder die Freunde, die einem nie von der Seite weichen, auch wenn es mal ungemütlich wird. Mir wurde klar, dass auf diese Art und Weise jeder seinen Engel hat. Er kann uns zwar nicht vor allen Turbulenzen des Lebens bewahren, doch er kann uns helfen, diese durchzustehen. Bei jedem Kinderklinikkonzert gab es für mich bis jetzt einen ganz besonderen Moment, welcher mich nachhaltig bewegt hat. Dies war einer dieser Momente.
Ein anderer ganz besonderer Augenblick war der Besuch auf der Kinderstation. Dort besuchte Johannes noch Kinder, welche während des Konzertes in ihren Betten blieben. Nachdem er ihnen persönlich ihre Geschenktüten überreichte, sang er direkt am Krankenbett für die Kleinen und bereitete ihnen so eine ganz besondere Freude.
Nach all den Eindrücken, die wir an diesem Tag sammeln durften, fanden wir uns am Abend des Konzerttages gemeinsam im Hangar ein und ließen die Erlebnisse Revue passieren. Wir waren alle wieder begeistert darüber, welche Wirkung Musik haben kann. Sie gibt einem Raum, die eigenen Gefühle zuzulassen und gibt zugleich neue Kraft, den Widrigkeiten des Alltages zu trotzen. Die strahlenden Augen der Kinder zu sehen, welche ihre Lieblingssongs aus dem Radio mitsingen und ihrem Idol ganz nah sein dürfen, ist immer wieder der schönste Lohn für die Arbeit im Verein. Ganz besonders ausgelassen war die Stimmung dann, als Antje ihre Gitarre heraus holte und begann zu spielen. Neben eigenen Songs ihrer Band „Noch ist Zeit“ sang sie auch andere bekannte Lieder, bei denen wir alle lautstark mitsangen. So fühlt es sich an, wenn aus Vereinsmitgliedern Freunde werden.
Eure Josi
stellvertretend für das Kinderklinikkonzerte e.V. Team
Dieses wunderbare Konzerterlebnis konnte dank vieler großartiger Unterstützer zu Stande kommen. Vielen Dank an die DRF Luftrettung gAG, die uns wieder den Hangar zur Verfügung gestellt hat sowie für die finanzielle Unterstützung unserer Spender & Fördermitglieder. Die Maskottchen Susi und Tino der MWG Magdeburg und Clown Spagetti sorgten für einen tollen Empfang der kleinen Patienten. Wir bedanken uns außerdem bei den vielen Firmen, welche uns auch in diesem Jahr mit großzügigen Sachspenden unterstützt haben. Weit über 200 Geschenktüten wurden zuvor von uns gepackt und nach Altersklassen sortiert. Danke an jeden Helfer, jedes Teammitglied, jede Firma, welche uns beim Konzert auf unterschiedliche Art & Weise unterstützten sowie an die beteiligten Kliniken und den umliegenden Vereinen, die ihren Patienten die Teilnahme an dem Kinderklinikkonzert ermöglicht haben. Von ganzem Herzen bedanken wir uns außerdem bei Johannes Oerding, Kai Lindner und Nicolas Gundel.
Schaut Euch die Fotos zum 7. Magdeburger Kinderklinikkonzert an:
Fotos: Andreas Lander