Über die Kinderklinikkonzerte
Der Beginn
Ein junges Mädchen stürzt beim Spielen mit dem Fahrrad schwer. Notarzteinsatz, Rettungswagen, Operationen und ein langer Krankenhausaufenthalt folgen. Dieser Moment war der Beginn der Kinderklinikkonzerte. 2010 wurde Nicole John, als gelernte Notfallsanitäterin, zu diesem Einsatz gerufen. Bewegt von dem Schicksal des schwerverletzten Mädchens und der Überlegung, was ihr wohl bei einem langen Aufenthalt im Klinikum am besten helfen würde, rief sie 2011 gemeinsam mit ihrer engsten Freundin, Projektmanagerin Nadja Benndorf, die Kinderklinikkonzerte ins Leben.
Die Zielgruppe
Knapp zwei Millionen Kinder und Jugendliche werden jährlich in deutschen Kinderkliniken behandelt – Tendenz steigend. Gleichzeitig werden immer mehr Betten abgebaut oder Kinderkliniken ganz geschlossen.
Der Grund sind Personalmangel und große Finanzierungslücken. Die Behandlung von Kindern erfordert mehr Zeit als bei Erwachsenen und sie erfordert wissenschaftlich erwiesen mehr als „nur“ die medizinische Versorgung im eigentlichen Sinne.
In den letzten Jahren konnte der Kinderklinikkonzerte e.V. tausenden Kindern, ihren Eltern sowie Geschwisterkindern, die bei der Erkrankung eines Kindes in der Familie häufig zu kurz kommen, ganz besondere Konzerte im Krankenhausalltag schenken. Das Musik maßgeblich zur Heilung beitragen kann und sogar Schmerzen lindert, wurde in vielen Studien erwiesen. So konnten zum Beispiel bereits Konzerte in den unterschiedlichsten Krankenhausformen wie zum Beispiel in Akutkliniken, sozialpädiatrischen Zentren und Rehakliniken stattfinden.
Dabei geht es nicht nur um Ablenkung im oft schwierigen Krankenhausalltag, sondern auch um Teilhabe. Viele der jungen Patienten, auf die das Kinderklinikkonzerte-Team trifft, könnten aus gesundheitlichen Gründen niemals ein Konzert besuchen. Die Kinderklinikkonzerte richten sich explizit an alle Patienten. Dabei sind Diagnose und Verweildauer nicht ausschlaggebend. Der Kinderklinikkonzerte e.V. ist davon überzeugt, dass alle Kinder (egal ob sie Tage, Wochen oder gar ein Jahr in der Klinik behandelt werden müssen) von den Konzerten profitieren.
Die MusikerInnen
KünstlerInnen und Bands wie zum Beispiel LEA, Revolverheld, Max Giesinger, Silbermond, JORIS, LOTTE, Madeline Juno, Wincent Weiss, Johannes Oerding, Philipp Dittberner, der A-cappella-Band medlz, Marie Bothmer und Nico Santos verschenkten mit unserem Vereinsteam bereits diese besonderen, musikalischen Momente. Die Kinderklinikkonzerte sind komplett spendenfinanziert, alle MusikerInnen verzichten auf ihre Gage.
Die Wirkung
Die direkte und nachhaltige Wirkung der Kinderklinikkonzerte zeigt sich in den Geschichten aus den besuchten Kliniken: Apathische Patienten zeigen Regungen, Patienten mit Sozialphobien sind plötzlich fähig, längere Zeit in einer Gruppe zu verweilen, um den Konzerten zu lauschen und erst kürzlich fing ein Mädchen an zu laufen, die das vor dem Konzert nicht konnte. Noch Jahre später schreiben Eltern, Klinikpersonal und die Kinder selbst, wie sehr sie der Konzerttag nachhaltig motiviert und bewegt hat.
Auch für die KünstlerInnen sind die Kinderklinikkonzerte eine unvergessliche, emotionale Erfahrung. So spielten sie für Kinder allererste Konzerte, aber ermöglichten Familien auch letzte, gemeinsame Konzerte in Phasen des Abschieds.
Nachhaltige Ablenkung
Damit auch nach dem Konzert ein Andenken an den Tag bleibt, erhält jedes Kind neben Erinnerungsfotos mit den MusikerInnen eine altersgerechte Geschenktüte. Diese sind gefüllt mit Produkten, die nachhaltig im Klinikalltag ablenken. So werden Plüschtiere zu treuen Begleitungen bei den nächsten Untersuchungen. Weiterhin gibt es z.B. Bücher, Spiele, oder Schminksets, um sich auch bei langen Klinikaufenthalten zu motivieren, sich schön und wertvoll zu fühlen.
Die Entwicklung
Seit dem ersten Kinderklinikkonzert im Januar 2011 in Dresden ist viel passiert. Aus vereinzelten Konzerten im Jahr sind inzwischen Nightliner-Touren durch ganz Deutschland entstanden.
Alle Beteiligten investierten Urlaubstage, Überstunden und verbringen jede Minute dieser ganz besonderen Reisen auf engstem Raum. Alles für das eine große Ziel: Viele Kinder und ihre Familien glücklich zu machen, die Kliniken für einen Nachmittag zu entlasten und bleibende Erinnerungen zu schaffen.
Die Ziele
- Ablenkung im Krankenhausalltag schaffen
- Kindern Teilhabe an Konzerten ermöglichen, die aus gesundheitlichen Gründen sonst davon ausgeschlossen sind
- Positive Momente in einer besonders schweren Zeit für erkrankte Kinder, deren Eltern und Geschwisterkinder schaffen und damit langfristig die Angst vor weiteren Behandlungen/ Klinikaufenthalten lindern
- Durch sorgfältige Auswahl der MusikerInnen und individuelle Konzepte alle Kinder (unabhängig von Alter & Diagnose) erreichen
- Bundesweit in Kinderkliniken ein zusätzliches Angebot ermöglichen, welches die Häuser mit eigenen finanziellen & personellen Mitteln nicht realisieren können
- Ergänzend zur Musiktherapie wirken (Lösen von Ängsten, Spannungen, Lindern von Schmerzen etc.)
- Nachhaltige Ablenkung im Klinikalltag auch nach dem Konzert durch das Verteilen von Geschenktüten
- Niederschwelligen Zugang zum sozialen Engagement in Kliniken für eine Vielzahl von unterschiedlichen MusikerInnen ermöglichen