Es geht los! Tourstart

21.09.2025

Ich sitze im Zug Richtung Magdeburg irgendwo zwischen Rucksack, Koffer und tausend Gedanken. Es geht wieder los: Unsere Herbsttour 2025 und ich bin dabei! Jipiehh! Doch da sind auch gemischte Gefühle. Vorfreude, Zweifel und Sorgen begleiten mich. Seit der letzten Tour hat sich in meinem Leben einiges verändert. Mein eigener Sohn ist chronisch erkrankt und ich war mit ihm das letzte Jahr acht Mal im Krankenhaus. Dieses Jahr werde ich die Tour also auch aus der Perspektive einer Mutter eines kranken Kindes begleiten. Warten, hoffen, stark sein und stundenlang am Krankenbett seines Kindes sitzen. Sorgen die nicht einfach nach dem Abschminken verschwinden.  Kinderklinikkonzerte, meine Freunde fragten: „Warum machst du das überhaupt?“ Jetzt wo ich wieder mit dem Team auf Tour bin, weiß ich ganz genau, warum ich es mache. Weil es das alles Wert ist, weil ein Kinderlachen in einem Krankenzimmer einfach unbeschreiblich emotional, ehrlich und wunderschön ist und weil Musik Hoffnung macht. 

In Magdeburg angekommen trudeln nach und nach Züge ein und ich treffe immer mehr Teamkollegen. Auf geht’s zum Nightliner.  An der Feuerwache steht er, voll beladen und abfahrbereit. Meine Teamkollegen waren unfassbar fleißig! Tatkräftig haben sie den Nightliner mit allen notwendigen Tourmaterialien einschließlich tollen Sachspenden beladen. Zuerst wird sich herzlich begrüßt, Koffer eingeladen und dann findet der erste Crew Call statt. Die Abläufe der anstehenden Tour werden besprochen. Unglaublich viel Informationen treffen auf ein freudig motiviertes aber auch mittlerweile müdes Team. Nach dem Crew Call findet das allseits beliebte Künstlerquiz statt, in dem wir die Künstler der Tour erfahren. Tolle Künstler werden uns begleiten! Mittlerweile ist es Mitternacht und wir gehen nach und nach in unsere Kojen. Im Halbschlaf höre ich den Motor des Bus. Der Nightliner startet, unser erstes Ziel AKK Hamburg.

Der Wecker klingelt, der Nightliner steht. Mein Körper auch, so halb zumindest. Die erste Nacht in unserem fahrbaren Hotel war sportlich. Geschlafen haben von uns viele nur ein paar wenige Stunden.  Die erste Nacht im Nightliner ist immer eine kleine Herausforderung. Ein tolles Gefährt , aber trotzdem gewöhnungsbedürftig, mit 18 Menschen auf engsten Raum zu schlafen. Dennoch, pünktlich um 7 Uhr stehen wir vor dem Nightliner. Auf geht’s in die Klinik. In leeren Patientenzimmern stehen uns Duschen zur Verfügung, Luxus! Also erstmal duschen und Haare entwirren. Mein Blick in den Spiegel? Irgendwas zwischen Rockstar auf Abschiedstour und Mama mit Jetlag. Dann ist Frühstückszeit. Bei den vorherigen Touren kam das Frühstück per Catering. Diese Mal organisieren es die Kliniken selbst. Tolle Idee, muss sich allerdings noch einspielen. Als wir hungrig am Buffet stehen, ist weit und breit nichts Essbares in Sicht.  Plötzlich findet sich ein Frühstückswagen. Wir waren schon kurz davor Brötchen selbst zu schmieren und die Marmelade gerecht zu rationieren, als unser Frühstück doch noch geliefert wurde. Fertig geschmiert, liebevoll belegt. Glück gehabt! Wäre sonst ein echter „Brötchen Übergriff“ geworden. Gestärkt geht es ans Ausladen des Trailers. Ein Teamkollege öffnet die Tür. Wie ordentlich kann ein Haufen Equipment eigentlich sein? Es sieht aus wie ein Tetris – Level auf Profi-Niveau. Dann heißt es anpacken. Kisten, Stofftiere und Co wollen in die Klinik gebracht werden. Jeder hilft mit. Danach geht es für mich zum Sachspenden-Team. Zusammen mit unserer erfahrenen Teamleitung packen wir 82 Tüten für Kids im Alter von 0-18 Jahren. Hand in Hand. Zack, zack fertig. Da wir heute personell nicht voll besetzt sind ist das eine sportliche Leistung. Es ist jedes Mal wieder berührend mit wie viel Liebe diese Tüten trotz Zeitdruck gepackt werden. Dann trudeln die KünstlerInnen ein. Heute Ole und Jakob von Tonbandgerät, Lina Larissa Strahl und Esther Graf. Mittlerweile ist es Mittagszeit und alle haben Hunger. Zum Glück kümmert sich unser Catering Team um die leiblichen Bedürfnisse. Dann ist es endlich soweit. Das erste Konzert startet in Kürze. Ich greife in die Kiste mit den Handpuppen. Eine Puppe süßer als die andere. Am Ende entscheide ich mich für einen wuscheligen Zottelhund mit extra langem Fell. Der haart zwar mehr als der Entlebucher meiner Schwester, aber die Kinder lieben ihn. Auf dem Weg zur Station kommt mir ein Junge mit seinem Vater entgegen. Der Junge wirkt sehr krank, blass, erschöpft. Er ist im Alter meines Sohnes. Sie sind auf dem Weg zum Konzert. Das ist der erste Moment, wo ich kurz gegen Tränen kämpfen muss. Auf der Station angekommen, setze ich mich zu einem kleinen Mädchen und einem kleinen Jungen. Die beiden sind sofort begeistert vom wuscheligen Hund. Bis die Musik losgeht, backen sie imaginären Kuchen mit unseren Handpuppen. Nusskuchen für das Eichhörnchen, Erdbeerkuchen für den Hund. Das Konzert beginnt. Fröhliche Kinder, die zur Musik klatschen trotz sichtbarer Erschöpfung. Emotional ergriffene Mütter mit Tränen in den Augen. Ich kann Sie so gut verstehen. Wie wichtig dieser Moment für sie ist. Endlich ein bisschen Spaß und Leichtigkeit in den sonst so ernsten Klinikalltag. Als Mama eines kranken Kindes möchte man vor allem eins: Sein Kind soll Kind sein dürfen, einfach spielen und Freude haben. Genau das schaffen die Kinderklinikkonzerte. Ich muss mal wieder meine Tränen zurückhalten. Diesmal aber aus Freude.

Wir begleiten abwechselnd, in zwei Teams aufgeteilt, die Konzerte. Jedes Konzert ist einzigartig. Besonders berührt mich ein Lied, welches Selbstliebe thematisiert. Einfach nur schön, den Kindern so ein wichtiges Thema musikalisch näher zu bringen und sie so ein Stück zu stärken. Nach den Konzerten heißt es die übrig gebliebenen Sachspenden wieder zurück in den Trailer räumen und die von uns genutzten Klinikräume wieder aufzuräumen. Ganz nach dem Motto: „Viele Hände, schnelles Ende“ packen alle mit an und gegen 22.30 geht es erschöpft, aber glücklich, zurück in den Nightliner. Gegen 1.00 Uhr setzt sich der Bus in Richtung Berlin in Bewegung. Es war ein anstrengender, aber wundervoller Tag! Danke dass ich dabei sein durfte!

Eure Mareike